China - Die totale Überwachung
(DW, 22.07.2019)
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China will ein 'Sozialkredit-System' einführen, mit dem die Bürger bewertet werden. Und zwar über Belohnungs- und Strafpunkte: Wer bei Rot über die Ampel geht oder gar gegen die Regierung agitiert, verliert Punkte und muss mit Konsequenzen rechnen.
Rechnungen zu spät zahlen, zu viel Alkohol trinken - solche Vergehen bringen Strafpunkte und können Folgen haben, wie etwa den Verlust der Kreditwürdigkeit und die Einschränkung der Reisefreiheit. Wer sich konform verhält, bekommt Bonuspunkte, die zu Vergünstigungen bei Hotel- oder Mietwagenbuchungen berechtigen können. Millionen von Kameras auf Chinas Straßen ermöglichen die lückenlose Überwachung - in Kombination mit modernen Systemen zur Gesichtserkennung und der Auswertung digitaler Spuren- und Bewegungsprofile im Internet. Das umstrittene Sozialkredit-System befindet sich im Moment noch in der Testphase. Ab kommendem Jahr soll es dann in der Hauptstadt Peking eingeführt werden. Zwei Beispiele: Eine junge Marketing-Managerin ist auf ihre gute Bewertung stolz. Ihr kleiner Sohn hat dadurch höhere Chancen, in eine Elite-Schule aufgenommen zu werden. Ein Journalist, der über Korruption berichtet hat, sieht sich hingegen mit einer schlechten Bewertung und entsprechenden Auswirkungen konfrontiert: sein Social-Media-Account wurde gesperrt, Flugreisen sind ihm untersagt. Besonders hart trifft Chinas Überwachungssystem die Minderheit der Uiguren. Sie leben in der nordwestlichen Region Xinjiang und sind mehrheitlich muslimischen Glaubens.
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